Ein Vortrag von Alexander Pohl

Mihály Munkácsy (1844 – 1900), Ecce homo (1896)
„Die Jüden aber schrieen: ‚Weg, weg mit dem, kreuzige ihn!‘“
Johannesevangelium 19,15 in der Übersetzung von Martin Luther.
Die Anfänge des christlichen Antijudaismus reichen in die Frühzeit der Kirche zurück. Bereits die ersten Gemeinden standen in Spannung zum Judentum, aus dem sie hervorgingen. Konflikte um die Auslegung der Schrift, die Bedeutung Jesu und die Rolle des Gesetzes führten zu Abgrenzungen. In den Evangelien wurde die Ablehnung Jesu durch einige jüdische Gruppen später teilweise verallgemeinert und diente der jungen Kirche zur Selbstprofilierung.
Kirchenväter wie Justin der Märtyrer oder Tertullian argumentierten theologisch gegen das Judentum, indem sie behaupteten, der „alte Bund“ sei durch Christus erfüllt oder abgelöst. Diese Deutungen legten die Grundlage für eine jahrhundertelange Tradition des religiösen Antijudaismus, der Juden nicht aus ethnischen, sondern aus theologischen Gründen abwertete. Zwar entstanden diese Positionen in einem Umfeld realer Auseinandersetzungen, doch verfestigten sie Stereotype, die später weit über ihren ursprünglichen Kontext hinaus wirkten.
Der Vortrag schlägt einen Bogen von der Auseinandersetzung um die Gültigkeit des mosaischen Gesetzes in der Urkirche bis zu Augustinus’ „Gegen die Juden“. Der rote Faden soll die Rezeption der Ebionäer in der frühen Kirche sein.
Mittwoch 25. Februar 19.00 Uhr
Judenhof
Parchimer Straße 6a | 19348 Perleberg