Ein großer jiddischer Erzähler – Lesung mit Musik

Bild Klaus-Henning Hansen
Im Warschauer Getto, im Arbeitslager am Ural, im Kibbuz – und immer wieder im Traum spielen die kurzen Erzählungen von Tzvi Eisenman. Geboren 1920 in Polen, überlebte er den Holocaust in Rußland. Erst in Israel begann er Kurzprosa zu veröffentlichen, für die er 1980 den Itzik-Manger-Preis, die höchste Auszeichnung für Jiddische Literatur, erhielt. Er starb 2015.
Das Kieler Duo „Schmarowotsnik“, Christine von Bülow und Martin Quetsche, wollen diesen besonderen Autor bekannter machen. Sie lesen mehrere Erzählungen in ihrer eigenen Übersetzung; kurze Passagen in der Originalsprache vermitteln zusätzlich den Klang des Jiddischen. Ein wenig Musik rundet den Abend ab: „Schmarowotsnik“ , bekannt als Schöpfer Neuer Jiddischer Lieder, haben auch Prosatexte von Tzvi Eisenman vertont.
Tzvi Eisenmans Kurzgeschichten füllen acht Bände; es gibt Übersetzungen ins Neuhebräische, Englische und Polnische. Sein Stil ist klar, nüchtern, bisweilen hart. Mit nur einem Satz taucht er in die Mitte seiner Erzählungen hinein – und überlässt seine Leser oft ebenso unvermittelt wieder sich selbst. Eine realistische Schilderung gleitet überraschend ins Phantastische, ein Märchen bekommt plötzlich eine Wendung ins Konkrete. Die psychologische Erzählweise erinnert an Dovid Bergelson, das Groteske an Franz Kafka, das Phantastische an Hugo von Hofmannsthal – aber Eisenman schreibt unverkennbar modern.
Samstag 21. März 18.00 Uhr
Judenhof
Parchimer Straße 6a | 19348 Perleberg
Es musiziert, singt und liest
das Duo „Schmarowotsnik“
Christine von Bülow | Oboe, Englischhorn
Martin Quetsche | Akkordeon
Eintritt 6 Euro