Perleberg erhielt 1239 das Stadtrecht. Sehr wahrscheinlich gab es bereits da eine jüdische Gemeinde in Perleberg. Jüdische Kaufleute hatten sich in der aufstrebende Hansestadt angesiedelt.
Auf einem Filetgrundstück zwischen dem Marktplatz und der Stepenitz lag der Judenhof. Hier standen Synagoge und Mikwe. Hier wurde Gericht gehalten, Hochzeiten gefeiert und Tote aufgebahrt. Durch ein Tor war der Hof vor den Blicken der nichtjüdischen Bevölkerung geschützt.
Es war aber kein Ghetto. Die jüdischen Einwohner lebten an anderen Orten in der Stadt.
Inwieweit auch die Perleberger Juden Opfer der Pogrome im Pestjahr 1349 wurden und ob in jenem Jahr der Judenhof enteignet wurde, ist unklar. Sicher ist nur, dass nicht alle Perleberger Juden vertrieben oder ermordet wurden. In einer Urkunde des Stadtrates aus dem Jahr 1350 wird ihnen die Erneuerung von Schutz und Rechten zusichert.
Die Geschichte der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde endet mit der Vertreibung der Juden aus der Mark Brandenburg im Zuge des Berliner Hostienschändungsprozesses von 1510. Spätestens in diesem Jahr ging das Gelände des Judenhofes in städtischen Besitz über.
Die Stadt hielt die gegebenen Grundstücksgrenzen und Gebäudelinien ein und überlieferte so die mittelalterliche Gestalt des Judenhofes.
Seit den Vertreibungen von 1510 bis zum Ende des 18. Jahrhunderts lebten keine Juden in Perleberg. Um 1800 gab es gerade mal drei jüdische Personen in der Stadt.
Ihre Blütezeit erlebte die jüngere jüdische Gemeinde in der Mitte des 19. Jahrhunderts; so gab es 1855 in Perleberg 87 Einwohner jüdischen Glaubens.
Mitte des 19. Jahrhunderts verfügte die Perleberger Gemeinde über einen Betraum in der Bäckerstraße. Das Gebäude brannte 1853 ab, woraufhin sich die Gemeinde einen Gebetssaal in einem Obergeschoß eines Hauses in der Schuhstraße einrichtete. Dieses Haus wurde 2012 abgerissen.
Bis 1880 stieg die Zahl der Juden in Perleberg von 103 auf 109 an. Ungefähr 7.500 Menschen lebten damals in der Stadt.
In den folgenden Jahren setzte eine starke Abwanderungsbewegung ein: 1890 gab es nur noch 70 jüdische Einwohner in Perleberg, 1905 nur noch 46, 1933 6.
Nach dem Pogrom 1938 endet das jüdische Leben in Perleberg. Heute erinnern Stolpersteine an die letzten jüdischen Einwohner
Nachdem bei archäologische Grabungen Belege für die Struktur der Hofes gefunden wurden, bildete das Projekt „Judenhof in Perleberg“ 2005 ein Tor nach, wie es sich einst am Eingang des Hofes befand.
Die Doppelgarage, die vermutlich auf dem Fundament der ehemaligen Mikwe stand, wurde durch ein Ausstellungs- und Veranstaltungsgebäude ersetzt. 2016 wurde dieses Haus eröffnet. Hier finden regelmäßig Ausstellungen und Vorträge, Workshops, Theater- und Musikveranstaltungen statt.